Markus A. Langer

Editor

Media Manager

Environmental Scientist

Geographer

Ach, wie es herrlich duftet

Ach, wie es herrlich duftet

Markus A. Langer

Es ist sieben Uhr abends. Von der nahen Dorfkirche höre ich das Schlagen der Turmuhr. Ich stehe vor dem alten Haus, nur in der Küche brennt Licht. Ich trete näher. Aus dem Radiogerät tönt nach draußen: „Unsere Gute-Nacht-Sendung: Das Traummännlein kommt… Guten Abend, liebe Kinder!“

Ich blicke durch das schmale Fenster und sehe Maxi. Da er noch nicht groß genug ist, sitzt Maxi auf einem Schamerl, das auf einem Sessel steht. Damit ist es ihm möglich, über den Küchentisch zu ragen. Vor ihm steht ein großes Häferl, wahrscheinlich mit seinem Lieblingsgetränk, Tee mit viel Zitrone. Andächtig lauscht er der Radiogeschichte: „Der kleine Hans freut sich auf die Zeit vor Weihnachten, denn dann liegen allerlei wohltuende Düfte in der Luft…“

Auch diese Küche durchströmt der Geruch des Tannenreisigs schon viele Wochen vor dem großen Fest. Maxis Oma bindet im Oktober vor Allerheiligen Gestecke für die Gräber auf dem Friedhof, im November entstehen durch ihre fleißigen Hände kleine und große Adventkränze und im Laufe des Advents beginnt sie mit der Arbeit an den kleinen Christbäumchen für den Hochaltar der Kirche. Das dürre Reisig verwendet die Oma zum Anheizen des Ofens. Maxi liebt dieses Knistern und Krachen des lodernden Feuers. Auf diesem Herd steht oft ein großer Häfen, um heißes Wasser zur Verfügung zu haben. Sehr selten, wenn Maxi besonders brav ist, nimmt die Oma ein kleines Körnchen aus einem Papiersackerl, das sich in einer der Laden der Kredenz befindet, und legt es auf die Ofenplatte. Dann riecht es so wie manchmal in der Kirche, oder wenn die Sternsinger rund um Dreikönig in die Häuser des Dorfes kommen.

Die kürzer werdenden Tage bedeuten für Oma die große Zeit des Backens. Zu Allerheiligen gibt es den Nussstrudel, Ende November zum Geburtstag des Enkels die Nusstorte. An den Adventtagen und sehr oft auch -abenden bereitet Oma die leckeren Naschereien für den Gabentisch vor: Kekse – meist die ganz einfachen, Vanillekipferl, Lebkuchen, Schneebusserl, Früchtebrot … Fünf Minuten sind vergangen und die männliche Radiostimme sagt: „Gute Nacht, kleine Freunde!“ Maxi ist mittlerweile am Küchentisch eingeschlafen.

Jahrzehnte sind vergangen, das Haus steht nicht mehr, die Oma ist vor langer Zeit gestorben. Geblieben sind die Erinnerungen an die Düfte der Vorweihnachtszeit und das Rezept für die einfachen Kekse. Diese bäckt der kleine Bub von damals heute noch – und nicht nur im Advent.